Jan-Lukas Else

Gedanken eines IT-Experten

Über Fahrradflunder und die gerechte Verteilung der Verkehrsflächen

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Die Fahrradflunder bei mir im Viertel

Die nervenaufreibende Parkplatzsuche, die ich immer erlebt habe, wenn ich zuhause parken wollte, war ein wichtiger Grund, letztes Jahr mein Auto zu verkaufen und stattdessen mehr auf Carsharing und Fahrrad zu setzen. Ich wohne in einem beliebten Viertel mit vielen Mehrfamilienhäusern, wo einige Familien nicht nur ein sondern gleich zwei Autos, meist sogar SUVs oder Busse, besitzen und diese auf der öffentlichen Straße abstellen, da es kaum Privatparkplätze gibt.

Mit Carsharing habe ich das Problem der Parkplatzsuche nicht mehr, die Carsharing-Autos in der Umgebung haben ihre festen Plätze – seit kurzem gibt es auch Strafen, wenn auf diesen Parkplätzen fremde Autos parken. Auch mein Fahrrad kann ich einfach im Keller abstellen und muss nicht erst nach einem Parkplatz suchen.

Aber Stopp!?!

Wieso muss ich mein Fahrrad eigentlich im privaten Keller parken, wo es Platz wegnimmt, während das Auto kostenlos auf der öffentlichen Straße stehen darf? Ist das nicht ungerecht?

Besonders wenn man bedenkt, wieviel Platz so ein Autoparkplatz auf der Straße einnimmt – 12 qm (größer als so manches Kinderzimmer!) sind das, wenn der Stellplatz 6 Meter lang und 2 Meter breit ist – und dann auf diese Fläche ortsübliche Mietpreise (sagen wir 10 Euro pro Quadratmeter) anwenden würde, dann entspräche solch ein normaler Parkplatz schon 120 Euro Miete pro Monat.

Die aktuelle Verteilung der Verkehrsflächen, die sich unter anderem mit der autofreundlichen Straßenverkehrsordnung erklären lässt, bevorzugt den Motorisierten Individualverkehr (sprich Autos). Das steht nicht nur der für das Klima notwendigen Verkehrswende im Weg, sondern ist auch ungerecht, da es Menschen ohne eigenes Auto (Kinder, Senioren, Menschen mit Behinderungen oder niedrigem Einkommen) benachteiligt.

Die Stadt Braunschweig hat nun nach Vorbild niederländischer Städte eine “Fahrradflunder” angeschafft. Auf solch einer sind 5 Fahrradbügel für bis zu 10 Fahrräder vorhanden. Von der Größe passt die Flunder genau auf einen Autoparkplatz. Damit will die Stadt nun vorab prüfen, wo sich fest montierte Fahrradstellplätze eignen würden.

Eine gute Sache! Ich finde bloß, die Stadt hätte gleich deutlich mehr dieser Teile anschaffen oder direkt feste Fahrradstellplätze montieren können. Besonders hier im Viertel stellen viele Fahrradfahrer ihre Fahrräder auf dem Fußweg ab, da ihnen entweder der Platz im Keller fehlt oder sie das Fahrrad nicht immer über die Treppen tragen können. Bloß dadurch wird Fußgängern Platz weggenommen, was eigentlich in die falsche Richtung geht. Ich bin mir sehr sicher, feste Fahrradstellplätze an der Straße würden rege Benutzung finden und mehr Anreize schaffen, vielleicht doch auf das Zweitauto zu verzichten oder gleich ganz auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen.

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Jan-Lukas Else
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